Der Markt der Hunde ist riesig – man kann sich heute jederzeit kaufen, was gefällt. Exotische Rassen boomen, genauso wie extravagante Farbschläge und Designerdogs.
Die Wünsche der Hundehalter tragen dazu bei, dass Haushunde heute vorrangig schön sein sollen, Gesundheit und friedfertiges Wesen stehen, wenn überhaupt, erst an zweiter Stelle der Wunschliste.
Ob es wirklich sinnvoll ist, sich einen hübschen Hund zu kaufen? Immer häufiger lautet die Antwort „Nein!“.
„Mischlinge sind gesünder!“
Unsere Haushunde werden im Allgemeinen immer anfälliger und neigen zu Allergien und genetisch bedingten Erkrankungen unterschiedlichster Art (Herzfehler, Augenschäden, ED, HD etc.). Das liegt unter anderem daran, dass eine „natürliche Selektion“ durch verzärtelte Haltungsbedingungen und beste tiermedizinische Versorgung fehlt.
Nun hat ein Mischling gegenüber einem Rassehund den Vorteil, dass er genetisch breiter gefächert ist, er hat mehr Merkmale, die zum Tragen kommen können und dadurch auch wesentlich bessere Chancen, nicht an einer genetischen Erkrankung zu erkranken, da er auftretende Defektgene mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgleichen kann.
Das bedeutet nicht, dass ein Mischling gesund ist und Punkt. Natürlich erkranken auch Mischlingshunde an typischen „Volkskrankheiten“ – aber im Vergleich eben nicht so oft wie Rassehunde.
Hundezucht in Deutschland
Das liegt normalerweise nicht am Rassehund, sondern meist am Zuchtverein. Wenn sich Rasseverbände dazu entschließen, Zuchtbücher zu schließen und nur noch reinrassige Hunde zuzulassen, sich gegen Einkreuzungen von Fremdrassen zur Auffrischung des Genpools weiterhin weigern, wie das bislang im Regelfall passiert, verarmen Rassehunde und können von Generation zu Generation immer weniger Genvielfalt weitergeben. Die Weitergabe von Defektgenen, die Verhaltensanomalien oder Erkrankungen hervorrufen, ist damit vorprogrammiert.
Wenn dann noch Züchter neue Farbschläge fördern und neu kreieren (z.B. blaue Labradore, merlefarbene Dackel, immer dunklere Viszla und Ridgebacks, Französische Bulldoggen in blue fawn etc.) dann manifestieren sich immer stärker immer weniger Eigenschaften. Und was einmal verloren ist, kommt nicht mehr zurück.
Viele Hundezüchter sind erstaunlich schlecht über Hundezucht informiert. Für die Zucht von Hunden muss niemand über eine fundierte Ausbildung verfügen oder entsprechende Erfahrung nachweisen. Starten kann damit im Grunde jeder. Dennoch vergöttern einige Hundehalter den Züchter ihres Hundes und nehmen jedes Wort des selben sehr ernst.
In der Rassehundezucht muss Gesundheit und Vielfalt an erster Stelle stehen, keine Standardisierung. Wenn Käufer und Züchter diesen Gedanken ernst nehmen würden, stände es um unsere Rassehunde nicht so schlecht, wie es derzeit der Fall ist.
Designerdogs
Immer mehr Menschen schaffen sich sogenannte Designerdogs an, also gezielte Kreuzungen aus (zwei) Hunderassen. Labradoodle, Schnoodle, Puggle etc. sind inzwischen häufig anzutreffen.
Es gab schon immer die Idee, zwei Hunderassen zu kreuzen, um deren Vitalität zu erhöhen oder zwei typische Eigenschaften zu kombinieren.
Der Labradoodle, die Kreuzung aus Pudel und Labrador Retriever, war eigentlich der Versuch, die Leistung von Assistenzhunden zu verbessern.
Designerdogs haben viel Potenzial, denn sie vereinen zwei Hunderassen, die sich gut ergänzen, weil sie körperlich und vom Wesen her gut zusammen passen. Gekreuzt wird normalerweise nur die F1 Generation, also Mutter Retriever, Vater Pudel (oder umgekehrt).
Schon die F2 Generation sieht ganz anders aus, als die F1 Generation, weil sich mehr Vererbungsmöglichkeiten ergeben. Weil die Mischlinge aus der F2 Generation nicht mehr als Mischlinge aus zwei Rassen erkennbar sind, sondern sich nun ganz andere Merkmale ergeben, als die Ursprungsrassen aufweisen, werden sie kaum angeboten.
Der Vorteil der F1 Generation ist, dass Aussehen und Wesen fast genauso gut vorhersehbar ist, wie bei einem Rassehund.
Ein Mischling aus dem Tierheim mit unbekannten Vorfahren ist nicht ansatzweise so gut einzuschätzen.
Weil sich Designerdogs gut verkaufen, passiert ihnen das, was allen Hunden passiert, die die Brötchen ihrer Züchter verdienen: Es gibt inzwischen regelrechte Designerdog Farmen, denn wenn die Nachfrage steigt, steigt auch die Produktion und damit auch der Einsatz von Elterntieren – die möglicherweise eben auch „Fehler“ haben, die weiter vererbt aber erst Jahre später beim Nachwuchs erkannt werden können.
Designerdogs boomen und es gibt immer mehr wahnwitzige Kreuzungen, die wie Pilze aus dem Boden schießen und die besser nicht kombiniert werden sollten.
Und so gibt es inzwischen auch hier immer mehr Menschen, die wahllos Hunde kreuzen, um mit deren Nachkommen Geld zu verdienen – ganz egal, wie gesund die Welpen körperlich und geistig sind und auch ohne sich darum zu kümmern, ob die Welt das noch braucht. Hauptsache, das Produkt hat einen lustigen Namen, der sich gut vermarkten lässt.
Welche Rasse/Mischung soll es sein?
Wichtig bei der Auswahl ist letztlich, dass sich der Käufer bemüht, einen gesunden, vitalen Hund anzuschaffen, der beste Chancen auf ein langes, gesundes und glückliches Leben hat.
Es geht nicht nur darum, sich keine Qualzucht anzuschaffen, die nicht richtig laufen kann, oder nicht atmen, oder nichts sehen oder nichts hören. Es geht auch darum, sich als Käufer der eigenen Mitverantwortung bewusst zu werden, dass ein Hund nicht nur ein Anrecht darauf hat, körperlich gesund zu sein, sondern auch im Kopf.
Es ist alarmierend, dass immer mehr Hundetrainer, Tierärzte, Tierpfleger und andere Berufstätige, die mit Hunden tagtäglich zu tun haben, feststellen, dass „besonders“ aussehende Hunde sich auffällig häufig auch ganz „besonders“ benehmen.
Damit meinen wir, dass immer mehr krasse Verhaltensauffälligkeiten mit gewissen Farbschlägen einhergehen, z.B. übersteigertes Aggressionsverhalten gegen Menschen und Hunde, nicht mehr kontrollierbares Jagdverhalten, aber auch geistige Einschränkungen und sprunghaftes Verhalten, das schwer einschätzbar und kaum veränderbar ist.
Wir müssen Hunde anstreben, die mit unserer Persönlichkeit, unserem Fitnesslevel und dem gesellschaftlichen Umfeld gut umgehen und damit zurecht kommen können.
Es gibt viele Hundetrainer, die eine Beratung vor dem Kauf eines Hundes anbieten. Wir können nur empfehlen, dieses Geld zu investieren. Die Anschaffung eines Hundes, der zu einem passt und der in seinem Leben problemlos zurecht kommt, ist Gold wert. Ein hübscher Hund mit lockeren Schrauben macht das Leben für viele Jahre für Hund und Halter zur Hölle. In solche Hunde investiert der Halter am Ende wesentlich mehr Geld in Hundetrainer, Tierärzte, Pensionen, Tierheilpraktiker und andere Angebote, die manchmal aber alle keine Lösung anbieten können.
Es gibt schöne Hunde, die sind klar im Kopf. Und gesund. Das wissen wir und es freut uns auch. Aber es ist schade, wenn man diese Tatsache betonen muss.
Weiterführende Informationen:
„Dümmer, als die Polizei erlaubt“, ein Artikel von Elke Bodderas
Qualzuchten: Wenn Hunde für die Schönheit leiden müssen, MDR