Jeder dritte Hund hat in Deutschland zu viel auf den Rippen. Vielen Haltern ist diese Tatsache gar nicht bewusst, weil immer weniger Menschen wissen und es wohl auch nicht mehr gewohnt sind, dass Hunde schlank sein können.
Schon beim Welpen besteht große Unsicherheit – wie füttert man so einen Hund jetzt eigentlich „richtig“? Schon viele Welpen stehen viel zu gut im Futter, weil man so füttert, wie der Züchter es gesagt hat, oder, wie es auf der Futterpackung steht.
Grundsätzlich sind Fütterungsangaben auf Fertigfuttermitteln mit Vorsicht zu genießen, denn die Verdaulichkeit einer Portion hängt davon ab, wie alt, aktiv, muskulös ein Hund ist, welcher Rasse er angehört, ob er kastriert ist und auch davon, wie die Ration zubereitet wird. Fütterungsempfehlungen sind als Richtlinie zu verstehen – aber manche Hunde werden extrem schnell fett und manche Empfehlungen werden sehr großzügig ausgeschrieben.
Futter = Liebe?
Junge Hunde (die weit über ein Jahr alt sind) werden häufig noch immer dreimal täglich gefüttert, denn die Halter haben große Sorge, dass ihr Hund Hunger leiden könnte, sich unglücklich fühlt oder, einen mit Missachtung strafen könnte, wenn mal keine Belohnung in Form von etwas Fressbarem gereicht wird.
Auch in Hundeschulen, Büchern und sonstigen Medien soll all das Verhalten, das erwünscht ist, mit Futter bestätigt werden. Halter lernen immer seltener, dass man den eigenen Hund auch ganz anders belohnen kann und dass es selbstverständlich ist, wenn ein Hund sich auf das Kommando „Sitz“ auch wirklich hinsetzt.
Gegen ein Leckerlie ist an sich nichts einzuwenden. Aber: ein Keks ist nichts persönliches. Und wenn Hunde am Tag x-fach Leckerlies fressen, dann sind selbige nichts besonders mehr. Eine Belohnung sollte aber etwas besonderes sein, etwas, das man sich erarbeitet und verdient hat.
Futter ersetzt keine Liebe, Futter ist wichtig und sollte als Grundbedürfnis eine Selbstverständlichkeit sein. Den eigene Hund gesund und fit erhalten sollte unser wichtigstes Ziel sein, besser kann man seine Zuneigung eigentlich nicht umsetzen. Ein gesunder Hund ist schlank! Und ein gesunder Hund platzt vor Stolz – nicht vor Fülle.
Hunde und ihr Bauchgefühl
Hunde sind dafür gemacht, wahnsinnig viel auf einmal in sich hinein zu schlingen, aber dafür auch für einige Tage mal nichts zu fressen. In unserer heutigen Hundeszene ein Drama: Ein Hund, der sich den Bauch vollschlägt, bekommt in jedem Fall eine Magendrehung, auf keinen Fall dürfen sich unsere Hunde also mal so richtig satt fressen.
Hungern dürfen sie aber auch nicht, denn wir wollen ja keine Unmenschen sein. Und dieser Blick…
Unsere Privathunde dürfen sich auch mal überfressen, das kommt zwar selten vor, aber es kommt vor. Wichtig dabei ist, dass die Hunde genug Ruhe haben, über einige Tage zu verdauen und in dieser Zeit auch wirklich nichts anders tun müssen. Das bedeutet für den leidtragenden Hundehalter auch: ein vollgefressener Hund schläft und flatuliert im Wesentlichen. Das ist nicht immer schön, die Sache aber wert. Hunde sollten sich nicht an Trockenfutter überfressen dürfen, denn es quillt auf und führt zu starken Schmerzen und Komplikationen.
Unsere Hunde sind öfter auch mal nüchtern – dann gibt es einen Tag mal nichts zu fressen. Auch dann müssen sie an diesem Tag natürlich keine Höchstleistung erbringen und dürfen viel schlafen und nichts tun. Ein guter Grund für 24 Stunden ohne Futter ist auch eine Durchfallerkrankung.
Hunde auf Diät
Futtermittelhersteller vertreiben ihre Diätfutter über Zoofachhandlungen oder Tierärzte, man kann dafür Geld ausgeben, eigentlich sind Light-Futtermittel aber überflüssig. Wer lieber darauf zurück greift, weil er sich damit besser fühlt oder die Anwendung einfacher erscheint, sollte das einfach tun.
Eine andere Variante ist die FDH-Diät (Friss-die-Hälfte): weniger Leckerlies in der Jackentasche oder besser eben gar keine. Einen kleinen Napf kaufen, den man dann trotzdem noch randvoll füllen kann, fühlt sich manchmal besser an, als eine Hand voll Futter in einem riesigen Napf. Das gewohnte Futter, was der eigene Hund gut verträgt, kann dann weiter gegeben werden.
Wer sehr unter den kleinen Portionen leidet (auch Hunde können dieses Gefühl des Leidens glaubhaft versichern), kann z.B. Futterzellulose, Möhrenraspel, Lungenstücke o.a. Futtermittel beimischen, die wenig oder gar keinen Nährwert haben. Aber: Alles nur in Maßen, ansonsten kann es zu Verdauungsproblemen kommen.
Mehr Bewegung ist niemals eine schlechte Idee. Egal, wie alt der Hund ist, auch wenn er Arthrose geplagt ist und sich nicht mehr gerne bewegt, ist dies erst Recht ein Grund, wieder aufzutrainieren. Muskeln verbrennen auch im Ruhezustand Energie – wer abnehmen möchte, braucht Muskulatur. Und die erhält nur, wer sie benutzt. Außerdem machen Spaziergänge im Grünen den Kopf frei und kurbeln den Stoffwechsel ganzheitlich an.
Schuld sind auch oft die anderen: Der Ehemann oder die Ehefrau, der Hundesitter oder die Nachbarn. Aber ganz ehrlich: Niemand füttert unsere Hunde, wenn wir es nicht möchten, es liegt in unserer Verantwortung, unseren Hund auch vor Übergewicht zu schützen. Es ist nicht leicht, andere Menschen zu belehren, aber höflich erklärt und besprochen, stellt es selten ein ernsthaftes Problem dar. Und wenn Mutti zu Besuch ist und füttern muss – zieht man die zugesteckten Schinkenwürfel eben von der Tagesration ab.
Schuld ist vermutlich auch der ein oder andere Futtermittelhersteller. Denn die Nahrungsmittelindustrie versteckt nicht nur Lock- und Geschmacksstoffe bei menschlicher Fertignahrung, das wird auch bei Tierfutter in großem Stil fabriziert. (Fr)Essen macht immer mehr (zwei- oder vierbeinige) Konsumenten abhängig, Adipositas sollte man eher als Suchterkrankung verstehen, denn Zucker und andere Stoffe machen das Gehirn süchtig nach mehr. Gehirn und Darm sind durch den Vagusnerv verbunden – sie kommunizieren miteinander, der Darm hat sogar ein eigenes „Gedächtnis“.
Schlechtes Futter kann Hunde also sehr wohl abhängig machen und auch Hunden tut es gut, eine Ernährungsumstellung in Angriff zu nehmen. So viel Eigeninitiative dürfen wir natürlich nicht erwarten – aber Hundehalter können sich in dieser Sache, z.B. von einem Ernährungsberater/in oder Tierheilpraktiker/in beraten lassen, der/die unabhängig von Sponsoren arbeitet.
Sport ist Mord
Früher hatten unsere Hunde Aufgaben, die wenigsten Hunderassen gäbe es heute, hätte man sie mal nicht für irgendeinen Zweck gebraucht. Zwar gibt es Beschäftigungsfelder, die gesellschaftlich anerkannt sind (wie z.B. Agility, Dummyarbeit), sie haben mit körperlicher Auslastung aber nicht so viel zu tun, als dass es zum Abnehmen ernsthaft reicht.
Hunde sollten, wenn ihre Konstitution es zulässt, mehr körperlich arbeiten, als sie das heute tun. Den Hund beim Joggen oder am Fahrrad mitnehmen, ist eine gute Möglichkeit, dass er sich als Laufraubtier in einem adäquaten Tempo auslaufen kann. Auch Zughundesport kann eine körperlich sehr sinnvolle Auslastung sein. Halter älterer Hunde, oder von Hunden, die weniger sportlich unterwegs sein können, sollten darüber nachdenken, ihren Hund trotzdem Zugarbeit machen zu lassen, wie z.B. Karrenziehen.
Gebrauchshunde wurden früher viel älter, weil sie zum einen auf Leistung und Gesundheit gezüchtet wurden (und nicht auf Größe, Farbe, oder Schönheit), zum anderen weniger medizinische Versorgung hatten (den Zwingerhusten mal ohne Antibiotikum und sonstige Pharmazeutika auskurieren dauert zwar länger, ist aber besser), dadurch auch eine gewisse natürliche Selektion zum Tragen kam und weil sie körperlich arbeiten mussten und gleichzeitig in der Lage waren, auch mit schlechterem oder minderwertigerem Futter aus zu kommen.
Folgen von Übergewicht
Übergewicht führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Arthose, Kreuzbandrissen, Darmträgheit, Harnsteinen, Organschäden und einem erhöhten Narkoserisiko. In manchen Fettpolstern reichern sich auch entzündungsfördernde Botenstoffe an, die das Immunsystem zusätzlich belasten und Erkrankungen auslösen.
Fett gefütterte Hunde sind schlecht behandelte Hunde, ihnen geht es nicht besser als Hunden, die mangelhaft gefüttert werden und die viel zu dünn sind. Beide Extremformen haben nichts mit Liebe oder Zuwendung zu tun.
Heute vergessen wir oft, wie gut es uns und unseren Hunden geht. Wir machen uns Gedanken, wie wir es besser machen könnten und kaufen teures Futter, Premium Nahrungsergänzung und die besten Leckerlies.
Weniger ist manchmal mehr. Weniger Futter, weniger Sorgen und weniger Hätscheln würde uns und unsere Hunde besser, wahrscheinlich auch länger und mit Sicherheit gesünder leben lassen.
Die Leckerlis die man seinem Hund zwischendurch gibt sollte man natürlich vom normalen Futter abziehen. Dann stellt das hin und wieder gegebene Leckerli auch kein Problem da. Als ich noch klein war (so vor ca. 30 Jahren) hatte meine Oma einen Schäferhund. Der hat Wortwörtlich bekommen was in den Napf kam. Das waren Essensreste von Menschen, aber auch Hundefutter. Er hatte ein langes schönes gesundes Leben. Heutzutage sieht das ganz anders aus. Es gibt Ernährungsberater für Hunde, veganes Hundefutter, Diät Futter und vieles mehr. Da sollte man sich schon fragen ob wir das alles benötigen oder geht es da nur um Geld das man mit Hundehalter verdienen möchte? Ich weiß es nicht, aber komisch ist es schon irgendwie oder nicht?