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Der Trend geht zum Zweithund. Oder Dritthund. Auch vier oder fünf Hunde haben, ist heute nichts mehr besonderes.

Mehr als einen Hund halten hat Vor- und Nachteile und häufig ist die Mehrhundehaltung zwar im Sinne des Hundehaltes, aber nicht zwingend im Sinne der Hunde. Denn es gibt zahlreiche Hunde, die gerne Einzelhund sind und bleiben möchten, obwohl sie sich mit Artgenossen gut verstehen.

Macht ein Zweithund Sinn?

Ganz ohne Emotionen betrachtet, macht es keinen Sinn, mehr als einen Hund zu halten. Denn die Hundesteuer wird meist mehr als doppelt so teuer, die Tierarztkosten summieren sich, Futter, Zubehör, Versicherung verdoppeln sich und die Betreuung für mehr als einen Hund zu organisieren, ist wesentlich aufwendiger.

In unseren „besten Zeiten“ hatten wir sechs Hunde. Deren Unterbringung für ein Kurztrip am Wochenende zu organisieren, war schwieriger, als die Organisation des Kurztrips. Das Hinfahren und wieder Abholen der Hunde war im Grunde auch schon eine Rundreise.

Aber, Hunde miteinander interagieren zu sehen (in guten wie in schlechten Zeiten) ist nicht nur für den Beobachter sehr bereichernd, sondern letztlich auch für die Hunde selbst. Hunde entwickeln erstaunliche Bande zueinander, spielen, kuscheln, konkurrieren und halten zusammen. Das steigert soziale Kompetenzen und Fähigkeiten und ist sicherlich auch eine Bereicherung für die Hundehaltung.

Grundsätzlich lässt sich aus unserer Erfahrung mit den eigenen, den betreuten und den trainierten Hunden sagen, dass ein Mehrhundehaushalt vor allen Dingen dann gut funktioniert, wenn die Hunde sich ähnlich sind in den Dingen, die sie mögen und gerne tun.

Hunde, die gerne mit anderen Hunden zusammen liegen und Körperkontakt zu Artgenossen lieben, die gerne mit anderen Hunden interagieren und die Hunde fast genauso toll finden, wie Menschen, sind in der Regel gut in einer Mehrhundehaltung aufgehoben.

Auch Mehrhundehaushalte, die zusammen vielleicht nicht über eine Tonne wiegen, wenn man mit ihnen Gassi geht, bringen schon alleine im Management bei schwierigen Situationen weniger Probleme mit sich.

Mensch oder Hund?

Hunde ziehen, bis auf ganz wenige Hundetypen bestimmter Rassen, den Sozialkontakt mit Menschen den Kontakt mit Artgenossen vor. Würde man sie also fragen, ob sie lieber in einer HundeWG oder als einzelner Hund in einer Menschenfamilie leben würden, würden sie die Menschenfamilie und das Einzelhunddasein wählen.

Wer also nur einen Hund hält, muss sich keine Sorgen machen: das ist trotzdem artgerecht und es besteht keinen Grund zur Panik.

Hundehalter, die mehr als einen Hund haben, reden häufig von „ihrem Rudel“. Das ist meistens nicht richtig. Ein Rudel ist eine Gruppe von miteinander genetisch verwandten Hunden. Ein Mehrhundehaushalt ist im besten Fall nicht miteinander verwandt, sondern eine HundeWG, die vom Menschen zusammen gewürfelt wurde. Mehrhundehalter haben eine Gruppe von Hunden, kein Rudel.

Rudel

Einige wenige Hundehalter schaffen sich genetisch verwandte Hunde an, z.B. Wurfgeschwister oder Elterntiere und deren Nachkommen. Wir kennen sehr wenige Beispiele, wo die Kombination gut funktioniert und leider sehr viel mehr, wo die Kombination schlecht funktioniert oder völlig aus dem Ruder gelaufen ist.

Genetisch verwandte Tiere sind sich oft so ähnlich, dass die Konkurrenz untereinander mit Eintritt der Geschlechtsreife, vor allen bei gleichgeschlechtlichen Geschwistern, grenzenlos heftig wird. Das kann zu schwelenden Konflikten oder offensiven Beissereien führen, eine Verhaltensänderung ist hierbei eigentlich nicht mehr zu trainieren.

Bei unterschiedlich geschlechtlichen Geschwistern stellt sich früher oder später (hoffentlich!) die Frage nach der Kastration, um Inzest zu vermeiden. Auch hier kennen wir inzwischen mehr als einen Unfall, obwohl doch aufgepasst wurde. Die Welpen werden dann trotzdem geboren und weisen unter Umständen physische und psychische Störungen auf. Verkauft werden sie trotzdem ganz ungeniert ohne Aufklärung an „arme Teufel“, die sich später über das große Päckchen wundern, dass ihr Hund und sie von nun an über Jahre zu tragen haben.

Unterschiedlich geschlechtlich verwandte Hunde können sich aber auch hervorragend verstehen, häufig so gut, dass der Hundehalter kaum „dazwischen kommt“, der Einfluss auf dieses Hunderudel ist gering bis gleich null. Das macht die Rudelhaltung teilweise gefährlich. Sie ist, in unseren Augen, grundsätzlich nicht zu empfehlen, da die wenigsten Menschen wirklich einen Überblick, geschweige denn eine Idee über die Dynamiken haben, die sich hierbei entwickeln.

Jagdverhalten

Wer bereits einen Hund besitzt, der sich für Wild interessiert und auch mal hinterher gehen würde, sollte sich bei der Auswahl eines Zweithundes unbedingt für einen erwachsenen Hund interessieren, der nachgewiesenermaßen null Interesse an bewegten Objekten und Tieren hat. Auch auf Spielzeug sollte „der Neue“ nicht abfahren.

Denn: Jagdleidenschaft ist ansteckend und ein jagender Hund stiftet andere, obwohl sie so was „noch nie gemacht“ haben, gerne an. Ein Hund hinter Wild abzurufen ist schon sehr schwierig. Zwei so gut wie unmöglich.

Erziehung

Wer mehr als einen Hund hält, sollte auf die Erziehung seiner Hunde gesteigerten Wert legen. Schon alleine, weil man nicht blöd aussehen möchte, sollte eine wunderschöne Leinenführigkeit, sowie ein eleganter Abruf von beiden/allen nicht nur möglich, sondern ganz selbstverständlich sein.

Wer sich mit der Erziehung eines Hundes schwer tut und noch immer seine Last hat, sollte über einen zusätzlichen Hund nicht nachdenken. Das gilt nicht nur für ganz normale Grundkommandos, sondern vor allen Dingen auch für das altbekannte Thema: Mein Hund pöbelt andere Hunde an, wenn er an der Leine ist. Pöbeln ist ansteckend! Und viele andere Verhaltensweisen auch.

Mein Hund ist einsam

Wenn ein Hund nicht alleine bleiben kann, gibt es oft den Ratschlag, einen zweiten Hund dazu zu holen, damit sich das betroffene Häufchen Elend nicht mehr so einsam fühlt. Die meisten Hunde können, wollen aber nicht alleine bleiben und reagieren deshalb mit unerwünschtem/störendem Verhalten.

Es ist eher selten, dass ein Hund wirklich Angst vor dem Alleinebleiben hat. Und nur dann kann ein zweiter Hund helfen.

Das Problem des Nicht-Alleine-Bleiben-Könnens sollte deshalb vorher analysiert und ggfl. mit einem Probehund getestet werden, bevor man sich einen Zweithund anschafft.

Wenn Hunde nichts von anderen Hunden haben

Hunde können sich nicht aussuchen, mit wem sie zusammen leben, weder den Hundehalter, noch den Artgenossen. Wir finden, dass das ein wichtiger Fakt ist in Zeiten, in den immer mehr Halter Phrasen dreschen wie „Mein Hund hat sich mich ausgesucht!“.

Wir suchen uns unsere Hunde aus und vergessen dabei schnell, dass ein Mehrhundehaushalt ein Plus für alle bringen sollte.

Es ist nicht günstig, zwei anatomisch völlig unterschiedliche Hunde zu halten, es geht dabei um Kräfteverhältnisse, Verletzungsgefahren, Ausdrucksverhalten, Spielweisen etc.

Ein Whippet kann mit einer Englischen Bulldogge wohl kaum ausgelassen spielen, was die beiden finden können, ist allenfalls ein Kompromiss. Ein Mastino Napoletano kann mit dem Jack Russel Terrier nicht mithalten und ein Tea Cup Hündchen ist durch große Hunde (und kleine Kinder) generell leicht gefährdet.

Abgesehen davon, dass Qualzuchten, um ihrer Selbst willen, nicht angeschafft werden sollten, sollte man, sofern man eben ein solchen Hund sein eigen nennt oder nennen möchte, besser gleichrassige (oder gleich eingeschränkte) Hundetypen dazu holen.

Hunde, die zusammen leben, aber sich immer wieder verletzen, oder auch schlicht nicht leiden können, sollten die Güte erfahren, getrennt werden zu dürfen. Nicht räumlich. Sondern für immer. So kann jeder Hund sein eigenes Glück finden, das er nicht teilen muss. Räumliche Trennung kann lebensgefährlich sein, wenn doch mal eine Tür nicht abgeschlossen ist und birgt auch für den Halter eine hohe emotionale Belastung ein Verletzungsrisiko, denn schwere Beissereien in den eigenen vier Wänden sind gar nicht so lustig.

Einige Hunderassen sind generell nicht besonders gut dafür geeignet, mit anderen Artgenossen auszukommen, wieder andere Rassen eignen sich ganz besonders für die Mehrhundehaltung.

Die homogene Masse

In unseren Mehrhundezeiten konnten wir für unsere Hunde oft nur Kompromisse finden: die Senioren gehen eine Seniorenrunde, die jungen Hunde dann dafür eine große Runde oder Radfahren, die Bordeauxdogge bummelte meistens ganz hinten vor sich hin und hatte alle Zeit der Welt, während der Jack Russel Terrier vorne ganz wütend wurde, wo denn der alte Faulpelz nun bleibt und er ständig warten müsse.

Wir achten seitdem darauf, dass wir eine „homogene Masse“ halten, also Hunde, die körperlich ähnliches leisten können, die große Runden laufen können und möchten, die Spaß an Bewegung haben und die auch mal körperliches, raues Spiel nicht nur aushalten, sondern auch witzig finden.

Hätten wir andere Wünsche, Vorstellungen und ein anderes Leben, hätten wir eine andere homogene Masse, jeder sollte seine finden und auch dementsprechend die Zweit-, Dritt-, Vierthunde aussuchen.

Tricks und Kniffe

Wir haben Ihnen die Laune auf einen Zweithund vermiest?
Keine Sorge, es gibt einen Trick, der viele Probleme lösen und die Welt ein kleines bisschen einfacher (und besser) machen würde.

Die Tierheime stecken voll mit alten Hunden, die nicht morgen tot umfallen, aber vielleicht nur noch 3 – 5 Jahre Lebenserwartung haben.

Ältere Hunde, die etwas Lebenserfahrung und nicht mehr ganz so viel Energie haben, schauen sich nicht jeden Unsinn des Ersthundes ab, müssen nicht auf jeden Trainingsspaziergang mit, sondern können auch mal alleine zuhause in Ruhe schlafen (vorausgesetzt, sie haben es gelernt, alleine zu bleiben) und bringen eine neue Form der Energie mit nach Hause: Lässigkeit.

Lässigkeit ist eine schöne Eigenschaft, die es in jeder Mehrhundekombi geben sollte. Und manchmal ist es mit Beziehungen eben so: Gegensätze ziehen sich an.

Auch die Aufnahme von Pflegehunden kann für einen selbst viel Erfahrung bringen (was möchte ich, was möchte ich nicht?), zeigen, ob der eigene Hunde Bock auf einen zweiten Hund hat und falls ja, wie der in etwa sein müsste und lehrt wichtige Lektionen, die man vorher so nicht bedacht hat.

Wer Fragen zur Hundeanschaffung hat, darf uns gerne kontaktieren, wir verweisen auch gerne an kompetente Kollegen in Ihrer Nähe. Nichts auf der Welt ist in Stein gemeißelt. Das ist eigentlich ganz schön, weil manche Mehrhundehaushalte ganz wunderbar funktionieren, obwohl alles ganz anders ist, als oben beschrieben. Dieser Artikel dient als Leitfaden und erhebt nicht den Anspruch auf die einzig richtige Art und Weise, wie man mehr als einen Hund halten sollte.

Ein Kommentar zu “Homogene Masse – über Mehrhundehaltung”

  1. Wir haben zwei Hunde bei uns im Mensch Hund Rudel. Der eine Hund gehört offiziell meiner Freundin und der andere mir. Da wir nicht verheiratet sind sparen wir so an der Hundesteuer. Bei uns läuft es super, das liegt so weit ich einschätzen kann an der Erziehung. Unsere Ida ist weiblich und unser Rocky ist männlich. Auch das ist bei uns kein Problem. Ida hat einen Jagdtrieb Rocky nicht. Bei uns läuft das schon seid Jahren sehr gut. Beide Hunde bei uns Zuhause sind Mischlinge und das von unterschiedlichen Rassen, und wie bereits erwähnt bei uns läuft alles super seid Jahren.

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