Richard ist ein Beagle x Dackel Mischling (ein Backel) und kam mit 16 Jahren ins Tierheim, weil sein Halter selbst sehr krank geworden ist und sich nicht mehr um ihn kümmern konnte.
Über eine Freundin kam er kurze Zeit später zu uns und beehrt uns seit dem mit seiner Anwesenheit. Richard hat Lebenserfahrung, Temperament und Durchsetzungsvermögen. Er mag Hündinnen, Fressen, Schlafen und Streicheleinheiten. Dagegen kann er Tierärzte, Regen und unkastrierte Rüden nicht gut leiden.
Richard ist seinem Alter entsprechend nur noch eingeschränkt körperlich mobil, läuft aber auch gerne noch selbst – nur zu groß dürfen die Runden nicht mehr sein. Frische Luft und Eindrücke halten das Richards Hirn fit und immer alleine zuhause zu warten, hatte Richard irgendwann satt.
Richard hat deshalb ein Taxi, dass ihn auf großen Runden mitnimmt, wenn er nicht mehr kann (oder nicht mehr will, Taxifahren erfreut sich fast so großer Beliebtheit, wie Schnüffeln und Bummeln).
Zughunde
Hunde wurden seit langer Zeit auch als Zughunde zum Transport von Lasten eingesetzt. Viele ältere Menschen kennen Hunde, die vor Karren gespannt sind, noch aus ihrer Kindheit. Heute sind die Gefühle von Passanten gemischt.
Manche Menschen bemitleiden unsere Zughunde (aber nie uns, wenn wir den Bollerwagen von Hand ziehen), andere freuen sich und wieder andere fragen, ob man das jedem Hund beibringen kann.
Jein. Fast jeder Hund (mit körperlicher Gesundheit und entsprechendem Training) ist als Zughund geeignet, vorausgesetzt, das Gewicht, was er selbst zieht, übersteigt nicht mehr als das zwei- bis fünffache des eigenen Körpergewichts (je nach Statur und Trainingsstand).
Eine gewisse Umweltsicherheit und Kooperationsbereitschaft ist wichtig, wenn Hunde Karren ziehen.
Alte Hunde
Als ich noch im Tierheim gearbeitet habe, war die Vermittlung von alten Hunden häufig sehr schwierig. Die meisten Menschen hatten große Angst davor, einem alten Hund ein Zuhause zu geben, weil sie nicht gleich wieder ein Haustier verlieren wollten.
Ich kann diese Angst gut nachvollziehen und hab sie auch. Richard ist der dritte Hund, der vermutlich nicht Jahre lang bei uns wohnen kann, weil die Zeit begrenzt ist. Ich weiß das, aber Richard weiß das nicht.
Richard steht jeden Tag gut gelaunt auf und macht das Beste aus seinem Tag. Auch, wenn die Arthrose mal zwickt oder es regnet.
Im Tierheim sterben jedes Jahr viele alte Hunde, die eigentlich sehr nett sind und als Zweit- oder Dritthund recht unkompliziert nebenher laufen (vorausgesetzt, man lässt den alten Hund alten Hund sein und kann mit Wehwehchen emotional gut umgehen, ohne jeden Tag Stunden im Wartezimmer von Tierärzten zu verbringen). Sie verbringen oft Jahre im Tierheim, statt in einem Zuhause, weil jeder Angst vor Abschied hat.
Alte Hunde können zwar sehr nervig sein (und auch einen recht eigenartigen Atem- oder Körpergeruch mit sich bringen), weil sie gelegentlich mal neben sich stehen und auch eine gewisse Alterssturheit mitbringen.
Aber sie sind reich an Lebensweisheiten („Hetz mich nicht.“) und manchmal sind die besten Zeiten im Leben die kürzesten, nicht die längsten.
Weiterführende Informationen
Nachtrag: Richard ist im Januar 2018 gestorben. Wir sind sehr froh, ihn bei uns gehabt haben zu dürfen.